Pestmond (German Edition) by Hohlbein Wolfgang

Pestmond (German Edition) by Hohlbein Wolfgang

Autor:Hohlbein, Wolfgang [Hohlbein, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman
Herausgeber: VGS Egmont
veröffentlicht: 2013-02-13T23:00:00+00:00


Kapitel 17

Aus der halben Stunde war mehr als ein halber Tag geworden, als Andrej versuchte, dem guten Dutzend Männern, das ihnen noch geblieben war, den Unterschied zwischen einem Wüstenschiff und einem, das sich auf dem Wasser bewegt, nahezubringen.

Hasan hatte nicht übertrieben, seine Assassinen zeigten sich tatsächlich gelehrig. Die Männer waren intelligent, bemüht und, ganz wie er es erwartet hatte, außergewöhnlich geschickt, sodass er kaum etwas wiederholen oder ihnen gar zweimal zeigen musste. Hätte er eine Woche oder auch nur drei Tage Zeit gehabt, hätte er sie zweifellos zu einer brauchbaren Mannschaft machen können, die vielleicht sogar besser – und mit Sicherheit reinlicher – gewesen wäre als die ursprüngliche Besatzung der unter arabischer Flagge segelnden italienischen Galeota. Nach nur wenigen Stunden und den Anstrengungen der zurückliegenden Nacht bestand seine größte Hoffnung allerdings darin, dass sich Hasan as Sabah als gläubiger Christ zu erkennen gegeben hatte und es somit wenigstens einen an Bord gab, der für sie beten würde. Unter anderen Umständen hätte er darauf bestanden, noch mindestens einen weiteren Tag hierzubleiben, um die Männer wenigstens die Grundlagen des Seemannshandwerks zu lehren, doch Hasan hatte darauf bestanden, dass ihre Zeit dafür nicht reichte, und auch Andrej verspürte das dringende Bedürfnis, möglichst schnell möglichst viele Meilen zwischen sich und diesen verfluchten Ort zu bringen. So kam es, dass die Pestmond, nicht lange nachdem die Sonne den Zenit erreicht hatte, gemächlich den Bug nach Norden drehte und die Mannschaft sich darin versuchte, zum ersten Mal in ihrem Leben gegen den Wind zu kreuzen. Andrej hoffte, dass es ihnen gelang, ohne das Schiff zum Kentern zu bringen.

Er war mit Hasans Fernglas bewaffnet noch einmal auf das Achterkastell hinaufgegangen, zum einen, um den Mann am Ruder zu beaufsichtigen, zum anderen, um noch einen letzten Blick auf die Küste und die Stadt zu werfen.

Und natürlich den Strand.

Er erschrak, als er das Glas auf den schmalen Sandstreifen am Fuße der Lavawand richtete und ihn leer fand. Zwischen den schwarzen Felsen lag der eine oder andere Leichnam mit verdrehten Gliedmaßen oder eingeschlagenem Schädel, doch die zahllosen Leichen, die noch am Morgen dort gelegen hatten, waren verschwunden. Sein Verstand sagte ihm, dass die Ebbe die reglosen Körper ins Meer hinausgezogen hatte, aber ein kribbelndes Unbehagen blieb, als wären die Toten aufgestanden und hätten sich auf den Weg zu ihnen gemacht, um sich das Fleisch zu holen, nach dem sie gierten.

»Fällt Euch der Abschied so schwer, Kapitän?«

Andrej ließ das Glas zwar sinken und stützte sich schwer mit beiden Unterarmen auf die morsche Reling, wandte sich jedoch nicht zu Abu Dun um. Der Nubier hatte ihm die ganze Zeit über Gesellschaft geleistet, doch seine Hilfe hatte sich auf ein permanentes hämisches Grinsen und die eine oder andere spöttische Bemerkung beschränkt. »Ich hoffe doch, ich habe es nicht allzu schlecht gemacht, Pirat«, sagte er schließlich. »Ein wenig Unterstützung wäre nicht das Schlechteste gewesen.«

»Für eine Landratte hast du dich erstaunlich gut geschlagen. Auch wenn mir ein Wüstenschiff tatsächlich lieber wäre.«

»Weil es besser riecht?«

»Auch.« Abu Dun nickte grimmig. »Aber sie gehen auch nicht so schnell unter, und im Allgemeinen haben sie auch weniger Löcher.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.